Adolfine Mikes
Hausfrau. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Adolfine Mikes wurde am 11.9.1903 in Wien geboren. Sie war Hausfrau und verheiratet.
Funktionärin der KPÖ, Leiterin einer Literaturstelle
Adolfine Mikes war Funktionärin der KPÖ. Sie agierte als Leiterin der Literaturstelle in Wien-Floridsdorf.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 13. 1. 1941 wurde Adolfine Mikes verhaftet und am 24. 9. 1942 zum Tode verurteilt. Am 2.12.1942 erfolgte ihre Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.
Aus dem Urteil
„Adolfine Mikes wurde im Sommer 1939 von dem mit ihrem Mann befreundeten Kommunisten Hornschall zur illegalen Betätigung für die KPÖ angeworben und durch diesen später dem damaligen Bezirksleiter der illegalen KPÖ in Wien-Floridsdorf namens Pista zugeführt. (…) Ihre wichtigste Funktion war die einer Lit.-Frau für den Bezirk Floridsdorf und seit Herbst 1940 die sog. zentrale Lit.-Frau für Wien. (…) Die Angeklagte Mikes trägt durch ihre Betätigung insbesondere als zentrale Lit.-Frau mit an der Verbreitung von Flugschriften in ganz Wien Schuld. Bei der Gefährlichkeit des Lit.-Apparates, in dem sie in schließlich besonders gehobene Stellung eingebaut war, insbesondere in dem gegenwärtigen Kriege, und bei ihrer umfangreichen Tätigkeit auch sonst, über deren mögliche Folgen für die Zweifel nicht bestehen konnten, kam als einzige Strafe gegen sie nur die Todesstrafe in Frage.“
Aus dem Sterbebuch
„Sie empfängt durch Oberpfarrer Eduard Köck die heiligen Sakramente. Sie ist ungeheuer tapfer, hat keine einzige Träne geweint.“
Adolfine Mikes an ihre Familie, aus dem Landesgericht I Wien, vom 29.9.1942 (Auszug)
"Meine Lieben! Ihr werdet bereits mein Urteil wissen, bin sehr unglücklich und trostlos darüber. Denn ich war mir der Folgen meiner Handlungsweise nicht bewusst, wollte doch niemandem schaden. Habe das Ganze unüberlegt gemacht, wurde nicht aufgeklärt, sondern nur beeinflusst. Bereue heute sehr, und sehe mein Unrecht ein, doch leider zu spät. Bitte liebe Mitzi, komme mich gleich besuchen, damit ich mit dir über Verschiedenes sprechen kann, nur weiß ich nicht genau, welcher Tag für uns ist; bitte erkundige dich danach. Auch möchte ich euch bitten, dich sowie Mutter, dass ihr beide, jeder eines, ein Gnadengesuch für mich macht, aber bitte macht es bald, denn wie du wissen wirst, bin ich doch aus bürgerlichem Haus und mein Vater ein Deutschnationaler war, also ein Vorkämpfer der heutigen Idee, ich nur ins Ganze hineingezogen wurde und es nicht bewusst machte. Bitte verlasst mich nicht und macht Schritte, unternehmt alles, was ihr könnt, damit mein Urteil nicht Wirklichkeit wird..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1201. Wiener Stern Verlag 2016
Gedenktafel
Ihr Name steht auf der 1988 von der KPÖ-Donaustadt gestifteten Gedenktafel (Wien 22, Wurmbrandgasse 17).
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien